Erläuterung der Körziffern

Die Anwendung der Wertmessziffern

Die bisher gebräuchliche Kennzeichnung des anatomischen Baues des Hundes und seines Wesens krankte stets an der sprachlichen Vielseitigkeit, die dem Beurteiler eigen war und dem Leser eines Körscheines oder dem interessierten Züchter auf der Ausstellung niemals eine klare und prägnante Vorstellung zuließ, weil die angewendete sprachliche Bezeichnung vielseitige Deutung ermöglichte. Es war weiterhin unmöglich, aus dem Körschein oder aus der Ahnentafel selbst ganz klare, kennzeichnende Einzelheiten über das wirkliche Erscheinungsbild zu entnehmen, ganz abgesehen von der Tatsache, dass eine Herausstellung der Erbfaktoren gänzlich unterblieb. Die Einführung von Wertmessziffern über:

  • das F o r m a t (1.Spalte),
  • die K o n s t i t u t i o n (2. Spalte) ,
  • den K ö r p e r b a u (3.Spalte).
  • das W e s e n (4. Spalte)

die erstmalig 1949 anlässlich der versuchsweise durchgeführten "Zentralen Körung im Gebiet der DDR" mit größtem Erfolg erprobt wurde, hat den einmütigen Beifall der Züchter, der Körmeister, der Zucht- und Leistungsrichter gefunden.

Das Ergebnis der Beurteilung von F o r m a t, L e i s t u n g s g e f ü g e, K ö r p e r b a u und W e s e n wird bei der Anwendung von Wertmessziffern durch eine vierstellige Zahl zum Ausdruck gebracht, von der jede einzelne Zahl für sich ein Werturteil abgibt. Damit ist eine Lösung gefunden, die, hart und objektiv ange-wendet, zu einer eindeutig klaren Kennzeichnung des Zuchttieres führt, so, dass Auslegungen verschiedener sprachlicher Bezeichnungen nicht mehr so verwirrend wirken können. Darüber hinaus werden die bestehen-den Unterschiede der Zuchtpartner unmissverständlich herausgestellt. Die Vergebung der Wertmessziffern auf den Körungen und Zuchttauglichkeitsprüfungen dient einer so überzeugenden Kennzeichnung unseres Zuchtmaterials, dass für den Außenstehenden eine vollkommen k l a r e V o r s t e l l u n g gesichert ist, die keinerlei zwiespältige Auslegung zulässt.

Die Wertmessziffern, die zum festen Bestandteil des Namens des Zuchttieres werden, gestalten in Zukunft unsere Ahnentafeln endlich aus der nichtssagenden toten "Nur - Registrierung" von Ahnen zum lebendigen Quell der Erkenntnis über das Erscheinungsbild (Phänotyp) und das Erbbild (Genotyp) der Vorfahren und ihrer Blutstämme, die bisher aus mehr oder weniger subjektiv gefärbten Urteilen entstammten.

Für die wertmäßige Beurteilung der Wertziffern ist zu beachten, dass die Zahl 5 die erstrebenswerte züchterische Höchstleistung bedeutet, 4-0 wie 6-9 Abweichungen zum Ausdruck bringen. Die meist festzustellende und auch gesunde Mittellage von 3-7 kennzeichnet damit auch die Streubreite in der Zucht.

Methode der Überprüfung der Verhaltensweise und der Schutz-dienstleistung bei der Zuchttauglichkeitsprüfung (ZTP) und Körung

Der Ausgangspunkt (Punkt "A") sowie folgende Entfernungen sind zu kennzeichnen:

  • Bei der ZTP: Punkt "B"=20 m, Punkt "C"= 45 m und Punkt "D"= 60 m; (A B 20 C 45 D 60)
  • Bei der Körung: Punkt "B"=45 m, Punkt "C"=70 m und Punkt "D"=90 m. (A B 45 C 70 D 90)

Die Merkmale für eine bestimmte Zahl bei ZTP und Körung sind gleich, nur die Anforderungen an den Hund bei den beiden Überprüfungen sind verschieden.

Ausgehend von der Abgrenzung der beiden Boniturzahlen für Schärfe und Härte, die im Zahlenraum 1 bis 5 festgelegt sind, wird bei der Überprüfung der Schutzdienstleistung zuerst die Zahl für die Schärfe festgelegt. Der Hundeführer nimmt am Punkt "A" mit seinem Hund Aufstellung. Der Scheintäter reizt den Hund vom Punkt "B" gründlich an. Der Hund wird erst nachgeschickt, wenn der Scheintäter den Punkt "D" erreicht hat. Für die Ausführung der langen Flucht werden die Zahlen von 1 bis 5 für die Schärfe angewandt:

Schärfe:

Ziffer 1 (keine Schärfe)
Der Hund verfolgt den Scheintäter nicht oder beißt nicht an.

Ziffer 2 (wenig Schärfe)
Der Hund verfolgt den Scheintäter, beißt aber nur schwach an.

Ziffer 3 (ausreichende Schärfe)
Der Hund passt sich vor dem Anbiss dem Tempo des Fliehenden an und beißt gut zu.

Ziffer 4 (gute Schärfe)
Der Hund verfolgt den Fliehenden bis zum Anbiss mit unverminderter Geschwindigkeit, trifft dadurch mit Wucht auf den Scheintäter, wobei er sehr gut anbeißt.

Ziffer 5 (sehr gute Schärfe)
Diese Ziffer kann nur bei der erhöhten Anforderung der Körung vergeben werden. Bei unverminderter Geschwindigkeit und wenn der Hund mit großer Wucht das Fortsetzen der Flucht unterbindet.


Nachdem der Hund die Flucht ausgeführt hat, wird er grundsätzlich vom Hundeführer abgeholt, dieser nimmt wieder am Punkt "A" Aufstellung. Der Scheintäter reizt den Hund ein zweites Mal an, diesmal vom Punkt "C" und flieht. Nachdem der Hund den Punkt "B" erreicht hat, wendet sich der Scheintäter um und führt einen Stirnangriff durch, dafür wird die Zahl der Härte vergeben.

Der Stirnangriff bei der ZTP unterscheidet sich in der Art der Ausführung deutlich von dem bei der Körung. Bei der ZTP läuft der Scheintäter dem Hund entgegen, führt deutlich sichtbare Schlagbewegungen aus, schlägt jedoch den Hund nicht. Es wird dem Hund ein angedeuteter Widerstand entgegengesetzt.

Bei der Körung dagegen ist der Ärmel hinter dem Rücken zu verbergen. Der Scheintäter versucht den Hunde energisch durch 3 Stockschläge zu vertreiben, wobei der Hund auf jeden Fall vor dem Anbeißen einen Schlag und nach dem Anbeißen noch zwei Schläge erhält. Der Hund soll den Frontalangriff aushalten und durch den Schlag brechen. Hierbei wird die Zahl für die Härte vergeben.


Härte:

Ziffer 1 (keine Härte)
Der Hund ergreift beim Gegenangriff des Scheintäters die Flucht und läuft zum Führer zurück.

Ziffer 2 ( wenig Härte)
Der Hund läuft beim Gegenangriff bis zum Scheintäter, bedrängt ihn nicht, sondern bleibt außer Stockhiebweite und lässt sich in der vom Scheintäter aufgezwungenen Richtung treiben, ohne den Scheintäter zu verlassen.

Ziffer 3 (ausreichende Härte)
Der Hund bedrängt beim Gegenangriff den Scheintäter in Stockhiebweite, lässt sich aber nicht vertreiben und kommt beim Nachlassen des Gegenangriffes zum Beißen. Da bei der ZTP der Stirnangriff nur angedeutet ist (ohne Stockhiebe) , kommt er nach kurzem Zögern zum Biss. Der Biss muss gut sein.

Ziffer 4 (gute Härte)
Der Hund setzt beim Gegenangriff seinen Angriff bis zum Scheintäter mit unverminderter Geschwindigkeit fort. In Stockhiebweite erfolgt ein leichtes Bremsen, wobei der Angriff durch den Hund in gerader Richtung auf den Scheintäter fortgesetzt wird. Er arbeitet sich schnell und energisch durch die Schläge und beißt sehr fest an.

Ziffer 5 (sehr gute Härte)
Bei der ZTP wird in der Härte keine 5 vergeben, weil dies kürzere Entfernung und der angedeutete Widerstand das Aussprechen des größten Härtegrades nicht rechtfertigen. Die Härteziffer 5 wird nur bei der Körung vergeben, wenn der Hund mit unverminderter Geschwindigkeit und großer Wucht durch den Schlag bricht und keine Anzeichen von Schwächen erkennen lässt und sehr hart zubeißt.

Nach Vergebung der Härte begibt sich der Hundeführer zum Stellort, nimmt seinen Hund vom Scheintäter ab (der Hund wird grundsätzlich nie vom Scheintäter abgerufen) und schickt den Scheintäter zum Punkt "A". Der Hundeführer begibt sich um Punkt "D" , legt seinen Hund ab und begibt sich ebenfalls zum Punkt "A" . Bleibt ein Hund nicht allein liegen, kann er an der betreffenden Stelle von einer fremden Person gehalten werden, die sich aber jeglicher Einwirkung auf den Hund enthält. Das Beurteilungskollektiv, bestehend aus 3 bis 4 Personen, nimmt am Punkt "B" zwischen Hundeführer und Hund in gelockerter Reihe Aufstellung. Nun wird der Hund hereingerufen und beim Durchgehender Reihe der Beurteiler sein Verhalten beobachtet, wobei sie dem Hund im Spaziergängertempo entgegengehen, ihn ansprechen und versuchen, ihn anzulocken ohne dabei eine drohende Haltung einzunehmen oder eine Schockwirkung hervorzurufen. Dabei wird beobachtet, ob der Hund ängstlich, zurückhaltend, misstrauisch oder gutartig ist, und dafür die entsprechende Grundzahl für das Verhalten (Wesensziffer) vergeben. Sie bezieht sich auf die Feststellung der allgemeinen Verhaltensweise Menschen gegenüber und nicht mehr auf die Schutzdienstleistung, die ja schon vorher durch Zahlen für Schärfe und Härte gekennzeichnet war.

Trotzdem gibt es gewisse Zusammenhänge zwischen der Wesensziffer und den Zahlen für Schärfe und Härte.

Folgende Ergebnisse sind möglich:

                 5                
                 5/45                
              4       6/54              
            3/55        6/44            
           3/45            6/34          
         3/54                7/43        
       3/44                   7/33      
     3/34                        7/23    
  3/43                            7/32  
 3/33                               7/22
3/23                               8/12
 3/32                               8/21
3/22                                8/11
3/12                                

 

Beispiel der Wertmessziffervergebung:

"Danka vom Kalifels" SchH2
WZ 6547/33

1.Zahl 6: Kennzeichnung für das Format:
kraftvoll

2.Zahl 5: Kennzeichnung für das Leistungsgefüge:
Adel und Kraft, Harmonie und Linie

3.Zahl 4: Kennzeichnung für den Körperbau:
gute Winkelungen

4.Zahl 7: Kennzeichnung des Wesens:
ausgeglichen, gutartig, gegen Einwirkungen empfindsam

hinter dem Schrägstrich:

1.Zahl 3: Kennzeichnung der Schärfe:
ausreichende Schärfe

2.Zahl 3: Kennzeichnung der Härte:
ausreichende Härte

Quelle: "Wertmessziffern" 2. Auflage 1975
Herausgeber: Sektion Dienst- und Gebrauchshundewesen Spezialzuchtgemeinschaft Deutsche Schäferhunde